Vastu unterscheidet fünf Typen von Land

Vastu unterscheidet generell fünf verschiedene Typen Land. Nur zwei davon sind für Wohnnutzung geeignet:

1. Fruchtbares, kultivierbares Land ist uneingeschränkt für Menschen bewohnbar.

Ist das Grundstück in einer Landschaft eingebettet, die fruchtbaren und kultivierbaren Boden hat, ist das ein sehr gutes Zeichen dafür, dass Menschen dort ebenso gut gedeihen können wie die Pflanzen- und Tierwelt. Hier kannst du bei einer Besichtigung darauf achten, welche Pflanzen, Bäume und Tiere auf dem Grundstück anzutreffen sind, und welche Ausstrahlung sie auf dich haben. Eine Präzise Einschätzung kann ein Vastu-Berater im konkreten Fall geben. Ein Beispiel: Nadelbäume und Dornensträucher gelten als ungünstig. Alle Obstbäume und gut duftenden Blumen als günstig. Die Bewertungen von einzelnen Arten und deren Bedeutungen sprengt den Rahmen dieses Artikels.

Das fruchtbare Land bringt 95% unserer Lebensmittel hervor – es bildet eine physische und energetische Grundlage für Wachstum und Erhalt unserer Körper. Ein gesunder, natürlicher Boden ist voller Leben: Milliarden von Kleinstlebewesen, unzählige Tiere und Pflanzen tummeln sich in diesen Landschaften. Genau genommen SIND diese Mikroorganismen und die Vielzahl der Tiere der entscheidende Faktor für die Fruchtbarkeit des Landes. Der Mensch profitiert direkt und indirekt davon: die Lebensenergie (Prana) und die Nahrung in Form von Gemüse, Obst und Grünpflanzen.

Die Nahrung, die das fruchtbare Land in Fülle mit Leichtigkeit hervorbringt, ist der sichtbar-materielle Teil (Vaastu „mit 2 a“ = die Materie gewordene Energie) der guten Lebens-Energie (Vastu) des ganzen Ökosystems. Gute Böden brauchen keine chemischen Dünger oder Giftspritzen. Sie schaffen eine harmonische Energie, die den Menschen in vielerlei Hinsicht unterstützt.

Auch reines Wasser gehört zu den fruchtbaren Böden – meist ist es ebenso reichlich vorhanden. Wir Menschen brauchen reichlich Wasser und fühlen uns meist in der direkten Nähe von einem See oder dem Meer wohl. Wenn auch das Land „voller“ gutem, sauberen Wasser ist, die Böden feucht sind und reichlich Wälder und Pflanzen hervorbringen, ist das auch gut für den Menschen.

2. Sollte das Grundstück am Waldrand oder im Wald liegen, eignet sich das Land besonders für Menschen mit einem höheren Bedürfnis nach Rückzug und spirituellem Lebenswandel.

Das kann du auch leicht selber erfahren, wenn du mal in eine Waldsiedlung gehst und dich einfühlst, wie es wäre dort dauerhaft zu leben. Das kann schon recht einsam und ruhig werden. Dafür werden vielleicht Natur und Ökosystem dir Frieden und eine gute Energie zur Meditation bieten. Bei solchen Grundstücken ist auch wichtig, ob genug Sonneneinstrahlung auf das Haus fällt und der Sonnenaufgang vom Haus aus zu sehen ist (bis ca. maximal 1 Stunde verzögert). Auch das Thema der Erreichbarkeit und der Bedürfnisse sollte hier besonders gut erkundet werden. Siehe hierzu den Blog Artikel „Vastu-Prinzipien für die nähere Umgebung eines Wohnhauses“ (Link unten).

Zwei andere Landtypen sind nur eingeschränkt oder schwierig bewohnbar: Hügel-Bergregionen und Küstenlandschaften.

3. Bergiges Land und Gebirge.

Aus Vastu-Sicht sind es nicht nur die offensichtlichen Schwierigkeiten, die gegen eine uneingeschränkte Wohnnutzung sprechen, sondern vor Allem auch die Energetischen Aspekte des Lebens in solchen Gebieten. Die subtilen Energien, die sich in einem Haus und auf dem Grundstück manifestieren, müssen sich auf Dauer auf dem Grundstück ansammeln können. Eine hohe Mauer kann dies auf einem ebenen Grundstück gut leisten, aber auf einem hügeligen Grund nicht. Sollte es zu viel Gefälle und Abhänge geben, fließt die subtile Energie einfach weg. Ein großes Gefälle (>10%) erzeugt große Disharmonien bei den subtilen Elementen. Das kann zu vielen Problemen führen.

Der Sonnenaufgang kann verzögert sichtbar sein, was sehr ungünstig ist aus Sicht von Vastu. Die Sonnenscheindauer ist genau zu überprüfen: je nach Lage der umliegenden Bergen kann das bedeuten, dass ein oder mehrere Stunden Sonnenlicht „fehlen“.

Nun zu den mehr materiellen Schwierigkeiten für Bauen, Leben und Wohnen in bergigem Land: Hohe Baukosten, lange Wege und viele kleine Schwierigkeiten. Bedenke, dass es schwierig ist auf dem Grundstück zu laufen oder Dinge zu befördern – solange du dort wohnst. Der Weg zum Grundstück ist vielleicht ebenso von Gefälle und Steigungen begleitet. Kinder können vielleicht nicht so einfach (Ball) spielen, und auch für ältere Menschen ist das hügelige Land wenig unterstützend.

Die Baukosten sind immer höher auf einem hügeligen Grundstück als auf ebenem Land. Baggern und bohren, Zäune setzen und Terrassen anlegen ist vielleicht schwierig und teuer. Es können auch viele Steine oder Felsen auf dem Grundstück liegen, die beseitigt werden müssen. Vielleicht ist keine natürliche ebene Fläche vorhanden, so dass das Gebäude, die Garage oder die Terrasse(n) aufwändig mit Mauern gestützt werden.

Anschlussleitungen an die üblichen Versorgungs-Dienstleistungen (Strom, Wasser, Gas, Internet, Funknetze) sind oft nicht vorhanden oder schlecht erreichbar. Manchmal müssen diese Anschlüsse selber teuer auf den „letzten hunderten Metern“ privat finanziert oder selber gebaut werden. Auch Abwasser, Müllabfuhr und Post sind evtl. nicht direkt am Grundstück vorhanden.

Die fruchtbare Bodenschicht ist manchmal sehr dünn oder nähstoffarm, so dass die Vegetation nicht gut gedeiht. Nischen-Ökosysteme bilden sich in diesem Typ Land: Wiesen, Moore oder Nadelwälder – Karstlandschaften und Macchia – Sträucher mit harten Blättern oder Nadeln. Diese Ökosysteme bilden keine nährende, energetische Lebensgrundlage für uns Menschen.

Die Verkehrsanbindung ist im Allgemeinen in Bergregionen schlechter und es stehen meist weniger Möglichkeiten zur Verfügung. Die sonst übliche Infrastruktur ist oft nur im nächsten Dorf oder in einer größeren Stadt vorhanden. Viele Straßen führen nicht direkt von A nach B, sind evtl. schlecht ausgebaut oder kurvig – das kostet dich dann Zeit, Geld und evtl. mehr Abnutzung. Im Winter und bei schlechtem Wetter führt dies zu weiteren Schwierigkeiten.

Andere Klimabedingungen: Je nachdem wie Bergig die Landschaft ist, kann es zu stärkeren klimatischen Einflüssen kommen, als im Flachland. Häufige und stärkere Wind, und größere Temperaturunterschiede sind üblich. Auch das kann natürlich je nach Umgebung auch ein Vorteil sein. Mehr Feuchtigkeit, abhängig von der Sonnenscheindauer oder Regen-Wolken-Situation und damit verbunden auch schnellere Verwitterung von Baumaterialien sind möglich.

4. Küsten und Uferlandschaften

Auch dieser Land Typ gilt laut den Veden als unsicher und nicht gut bewohnbar. Die Gründe hierfür sind hauptsächlich klimatischer Art: Viel Wind, viel Regen und die Gefahr von Überschwemmungen, Tsunamis oder große Stürme. Oft vermischt sich eine Landschaft an den Küsten mit Hügelland oder Bergen.

Unsicherheit: In früheren Zeiten gab es den Aspekt des Eindringens von feindlichen Völkern und Armeen, die zur Unsicherheit beitrugen – heute kommen eventuell Scharen von Touristen, die ihre eigene Energie mit sich bringen. Das Land und die Städte reagieren sehr stark auf diese Art von Business. Seit Jahrzehnten werden rund um den Globus an Küsten große Hotels, Ferienhäuser und Freizeiteinrichtungen errichtet. Diese Einflüsse verwandeln oft die unberührten Landschaften und deren Städte in wenigen Jahren.

Es entsteht ein temporäres, saisonales Ungleichgewicht. Am Wochenende und in den Ferien sind Küstenlandschaften überlaufen und in der Woche und Nebensaison entsprechend verwaist. Die Ferienorte sind in Herbst und Winter wie ausgestorben und haben dadurch eine schlechte Energie.

Die normale Wirtschaft und Lebensgrundlage der Region wurde vielleicht durch den Tourismus verdrängt und ist oft beinahe ausgestorben. Arbeitslosigkeit und Abwandern der Jugend sind die Folgen.

An manchen Stellen ist die Schifffahrt verbunden mit Lärm, Wasserverschmutzung, Abgasen und Zubringerverkehr. Die Industrie und der Handel rund um die Häfen haben selten einen guten Einfluss fürs Leben in der Region.

5. Wüste und Steppenlandschaften

Vastu sagt, dass Wüsten und Steppen unbewohnbar sind. Sie bieten nicht genug Prana (Lebensenergie) und natürliche vegetative Kräfte um ein Leben in Wohlstand und Wachstum zu unterstützen. Das Land kann die Menschen nicht nähren und ernähren.

Viele unserer Böden und Landschaften sind schon seit Jahrhunderten ausgelaugt oder vernichtet. Vastu beschreibt mehr einen energetischen Zustand des Landes als die materielle oberflächliche Erscheinung. Eine moderne Großstadt ist zu 90% mit Beton und Asphalt versiegelt. Man könnte diese Landschaft als eine „Art Wüste“ ansehen: der Boden kann keine Lebendigkeit zur Verfügung stellen. Tiere und Pflanzen sind auf ein Minimum reduziert und die Umgebung kann die Menschen nicht nähren und auch nicht ernähren. In Deutschland fallen 14,5 % der Fläche auf Siedlungsflächen.

Das gleiche gilt für die gigantischen agrar-industriellen Flächen (50%) und Forst-Plantagen (ca. 30%). Sie haben keine eigene Lebendigkeit mehr und sind über Jahrhunderte hinweg ausgelaugt worden. Würden die Bauern keine massive Düngung und künstliche veränderte Arten verwenden, würde vermutlich kaum etwas auf diesen Böden wachsen. Bitte mache einen Sparziergang durch solche Wiesen und Ackerflächen: spüre, wie groß die Lebensenergie dort wirklich ist. Beobachte die Artenvielfalt der Flora und Fauna – sie spricht Bände. In solchen „Agrarwüsten“ ist Wohnen nach Maßstäben von Vastu-Veda nicht anzuraten.

In allen Mittel- und Südeuropäischen Ländern sind schon vor hunderten Jahren die natürlichen Wälder und Wiesenlandschaften gerodet worden. Die natürlichen Böden wurden in wenigen Jahren ausgelaugt und ihre Vitalität ist verloren gegangen oder sie sind durch Erosion verloren gegangen. Was heute noch erhalten blieb sind agrar-Industrielle Wüsten und Steppen. Der Anteil der Urwälder beträgt in Deutschland ca. 0,4 % der Gesamtfläche – der Rest von den 30,5 % Waldflächen sind fast nur wirtschaftlich betriebene Nutzwälder.

Fazit:

Die Unterscheidung in 5 verschiede Typen Land ist hilfreich bei der Suche nach einem Grundstück. Es ist leicht zu verstehen und anzuwenden: nur Landschaftstypen, die die Pflanzen- und Tierwelt reichlich unterstützen, sind wirklich dauerhaft gut bewohnbar und für Menschen geeignet.
Hügelland und Küsten sind unsicher und schwierig zu bewohnen – Wüsten gelten als unbewohnbar. Es bleiben nur das fruchtbare Land und Wälder als gute Landtypen zum Wohnen.

Über den Autor

Thias Liebe zu Vastu ist das Ergebnis einer langen Suche nach innerer und äußerer Ausgeglichenheit.

Er begann 1987 ein Studium an der TU Berlin in Architektur und Siedlungsplanung. Thias beendete frustriert das Studium mit Vordiplom nach 2,5 Jahren. Ihm war klar, dass er dort nicht lernen konnte, wie er gesunde, glückbringende und unterstützende Gebäude konstruieren kann.

Er absolvierte dann ein „Studium Generale“: Malerei und Bildhauerei, Naturwissenschaften, Psychologie und östliche Weisheitslehren. 1991 begann Thias eine jahrelange Pilgerreise zu heiligen Lehrern und Orten: er besuchte weltweit spirituelle Lehrer, Ashrams und Gemeinschaften. Thias arbeitete danach 18 Jahre lang sehr erfolgreich als IT-Koordinator, Verkaufs- und Marketingleiter eines großen Wein-Handelsunternehmen bis 2015.

Im Vastu sieht Thias sich als praktischer Berater für Haus- und Grundstücks-Findung, Wohnhaus-Optimierung und Vastu-Neubau. Er glaubt, dass jedes Haus zu einem Vastu-Haus optimiert werden kann und dass jeder Mensch sich entscheiden kann durch Vastu-Wissen glücklicher und harmonischer zu wohnen.

Thias Vision: ein neues Bewusstsein der vedischen Baukunst zu schaffen, um gesunde und inspirierende Räume und Siedlungen zu schaffen, für Familien und Gemeinschaften. Seine Liebe gilt den ökologischen Bauten und Holzhäusern. Thias arbeitet und lebt in Deutschland, den Niederlanden und Portugal und arbeitet gerne online.

[email protected]